Mahsa Amini: Künstlerinnen unterstützen Proteste im Iran

26 Sep

Der Tod der 22-jährigen Mahsa Amini in Polizeigewahrsam hat im Iran landesweit eine Welle von Protesten ausgelöst. 

 

Auch im Ausland solidarisieren sich viele mit den Demonstranten. Lautstark äußern sich Künstlerinnen und Künstler im Exil und berühmte Persönlichkeiten aus der Kultur auch zum gewalttätigen Vorgehen gegen die Demonstrierenden im Iran.

So schreibt die britische Schriftstellerin J. K. Rowling angesichts des Todes von Mahsa Amini und der Internet-Blockade im Land: "Dann muss der Rest der Welt weiterhin ihren Namen sagen. #MahsaAmini starb im Alter von 22 Jahren in Polizeigewahrsam, weil sie gegen die Hijab-Vorschriften verstieß. Solidarität mit allen Iranern, die derzeit protestieren."

Auch das US-amerikanische Model mit palästinensischen Wurzeln Bella Hadid, die sich immer wieder für die Rechte von Frauen in der arabischen Welt stark macht, äußert Bestürzung und Trauer über den Tod von Mahsa Amini. Die junge Frau wurde vergangene Woche wegen ihres angeblich nicht korrekt getragenen Kopftuchs von der iranischen Sittenpolizei festgenommen und kam auf noch ungeklärte Weise ums Leben. Sie stammte aus der Kleinstadt Saghes in der westlichen Provinz Kurdistan.


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Einige der im Exil lebenden Künstlerinnen und Künstler aus dem Iran, oder solche mit iranischen Wurzeln, präsentieren sich als Sprachrohr der Demonstranten im Westen. Sie nutzen ihre Reichweite, um der Botschaft der Demonstranten, so wie sie sie wahrnehmen, mehr Gehör zu verschaffen.

Die iranisch-britische Schauspielerin Nazanin Boniadi sprach auf ihrem Profil zuletzt von einer neuen Revolution, die das Land erfassen könnte, angeführt von Frauen. Weltweit und in den sozialen Netzwerken schneiden sich viele Frauen aus Protest und aus Solidarität die Haare ab. Haare haben im islamischen Kulturkreis eine große Bedeutung und werden als Symbol der Weiblichkeit gesehen. 

Ihre Botschaften zu verbreiten, gelingt den Exil-Künstlerinnen nicht zuletzt deshalb, weil sie für westliche Medien und ihr Publikum leicht zu verstehen sind. Jemand wie Boniadi, der über 100.000 Menschen auf Twitter folgen, kann mit ihren englischsprachigen Tweets in sekundenschnelle eine große Öffentlichkeit erreichen.

Nazanin Boniadi: Star aus "Ringe der Macht"-Serie nutzt Reichweite

Gegenüber dem US-amerikanischen öffentlich-rechtlichen Sender PBS hob Boniadi den Mut der Kolleginnen hervor, die sich im Iran den Protesten anschließen: "Eine mutige iranische Schauspielerin im Iran, Katayoun Riahi, gab vor Kurzem ein Interview, trug dabei aber keinen Hijab, als Zeichen der Solidarität mit der Protestbewegung", so Boniadi im US-amerikanischen Fernsehen.

"Und sie sagte es am besten: Sie sagte, die Menschen haben keine Angst mehr davor, ins Gefängnis zu kommen, denn der Iran ist längst selbst ein Gefängnis." Als berühmte Schauspielerin fühle sie sich dafür verantwortlich, die Botschaft der Demonstranten im Westen hörbar zu machen, so Boniadi weiter. "Ich fühle mich den Menschen gegenüber verpflichtet, und für sie verantwortlich. Immerhin sind sie es, die Menschen, die uns berühmt machen, die uns Mikrofone in die Hand drücken."

Boniadi, die sich auch als Menschenrechtsaktivistin bei Amnesty International engagiert, nutzt ihren Ruhm sehr gezielt: Ihren Auftritt in der Fernsehserie  "Die Ringe der Macht" (Amazon Prime) widmete sie den "Frauen im Iran, die alles riskieren würden, um für eine bessere Zukunft zu streiten". Die Sicherheit, die Künstlerinnen wie Boniadi in ihrer Wahlheimat Großbritannien genießen, ermöglichen es ihr, offen zu sprechen. Andere halten sich mit der Begründung, man wolle den Frauen im Iran selbst nicht die Bühne zu nehmen, eher zurück. 

Furcht vor einer Eskalation der Gewalt

Für Künstlerinnen und Journalistinnen vor Ort spitzt sich die Lage derweil zu. "Woman in Journalism" und das "Committee to Protect Journalists" (CPJ) gaben bekannt, dass die Fotojournalistin Yalda Moaiery am Montag (19.09.) im Iran verhaftet worden sei, als sie über die Demonstrationen in Teheran gegen die strengen Vorschriften für Frauen berichtet hatte.

Auch der bereits mehrfach inhaftierte Aktivist Madschid Tawakoli wurde in der Nacht zum Freitag verhaftet, wie sein Bruder im Onlinedienst Twitter schrieb. Ebenso wurde die Reporterin Nilufar Hamedi festgenommen. Dies teilte die Tageszeitung "Schargh", für die Hamedi arbeitet, im Onlinedienst Telegram mit. Die Journalistin hatte das Krankenhaus besucht, in dem Amini lag, und mit dazu beigetragen, ihren Fall öffentlich zu machen.

Derweil schränkte die iranische Regierung den Zugriff aufs Internet massiv ein. Beobachter sehen darin möglicherweise die Vorbereitung, die Proteste gewaltsam zu beenden, fernab der Augen der Weltöffentlichkeit.

 

Autorin Christine Lehnen

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