Nicht nur zu Ostern: Der Hase in der Kunst

16 Apr

Ostern ohne Hase? Undenkbar!

 

Die letzten zwei Jahre hatte Corona die Welt voll im Griff. Doch trotz der Ausgangsbeschränkungen durfte der Besuch des Osterhasen natürlich nicht ausfallen - wer sollte sonst die Ostereier verstecken? Auch in diesem Jahr ist noch Corona-bedingt Vorsicht geboten: Die Anti-Corona-Hasenmaske darf also nicht fehlen. In der Kunst war der Hase - ohne Maske - beliebtes Motiv der Maler.

Griechische Vasenmalerei

Schon in der Antike war der Hase als Jagdobjekt sehr beliebt. Doch das Tier war fruchtbar, die Art überlebte. Daher galt der Hase als Symbol für Lebenskraft und sexuelle Begierde - Attribute, die man im 5. Jahrhundert v. Chr. gern symbolisch darstellte. Unser Bild zeigt einen "Symposiasten": einen Mann, der an einem Symposium teilnimmt und dabei träumerisch seinen Hasen streichelt.

Albrecht Dürer: Junger Feldhase

Dürers Aquarell von 1502 ist weltberühmt. Und hing früher in vielen Wohnzimmern in Deutschland. Das Original ist inzwischen so empfindlich und kostbar, dass es im Wiener Albertinum nur alle fünf Jahre ausgestellt wird. Bemerkenswert: In der über 500 Jahre alten Naturstudie steht der Hase als Tier für sich und nicht als religiöses oder mythisches Symbol.

Weintrauben fressender Hase

Das Motiv des Weintrauben fressenden Hasen war bei den Römern beliebt. Es gibt ihn beispielsweise als Wandmalerei schon aus dem 1. und als Mosaik aus dem 3. Jahrhundert. Dieser koptische Webteppich entstand 300 Jahre später in Ägypten. Der Früchte naschende Hase war selbst zum Verzehr bestimmt. Offensichtlich fand man diese Vorstellung reizvoll.

Antonius: Hase im Nest

Ob Hase oder Kaninchen, darauf kommt es nicht an: Von der griechischen Antike bis heute schmückt das Langohr Gemälde und Skulpturen. Der deutsch-amerikanische Fotokünstler Antonius führt die Tradition fort - mit einer an Dürer angelehnten fotografischen Inszenierung eines Feldhasen. Extrem naturalistisch: Man hört förmlich das Heu knistern und den Hasen schnüffeln...

Sigmar Polke: Dürer-Hase

Auch ohne den Titel wäre er leicht zu erkennen: Dürers naturgetreue Studie hat unzählige Nachfolger gefunden. Sigmar Polke schuf seinen Dürer-Hasen 1970 nur als Silhouette aus Gummiband und Nägeln. Auf den Umriss und das in unserem Foto nur angeschnittene AD-Monogramm Dürers reduziert, ist Polkes Arbeit auch Kommentar zu den zahlreichen Fälschungen und Kopien des Werks.

Drei-Hasen-Fenster

Im Kreuzgang des Paderborner Doms findet sich das berühmte Drei-Hasen-Fenster, das ein Steinmetz Anfang des 16. Jahrhunderts meißelte. Das Motiv der drei Hasen gab es schon in römischer Zeit, zum Beispiel in der Form von Öllampen. In der christlichen Ikonografie stehen die über die Ohren verbundenen "Dreiohrhasen" als Symbol für die Dreifaltigkeit.

Der Hase mit den Bernsteinaugen

Auch wenn das Foto dieser japanischen Elfenbeinschnitzerei ein bisschen an ein Kamel erinnert - es ist tatsächlich der berühmte "Hase mit den Bernsteinaugen", der dem Bestseller von Edmund de Waal seinen Titel gab. Das daumengroße Netsuke, ein Gürtelanhänger, ist einer von vielen Belegen dafür, dass der Hase auch in der ostasiatischen Kunst präsent ist.

Ai Weiwei: Zodiac-Hase

Der Hase ist eines der zwölf chinesischen Tierkreiszeichen. Diese Bronzeskulptur des Künstlers Ai Weiwei bezieht sich auf die Geschichte des europäisch-chinesischen Austausches. Sie bildet einen kleineren Schädel nach, den zwei Jesuiten im 18. Jahrhundert für den chinesischen Kaiser geschaffen hatten. Hundert Jahre später hatten britische Soldaten ihn und die anderen elf Tierköpfe gestohlen.

Bunny Statue

Der Hase gehört zu den beliebten Motiven der klassischen chinesischen Tuschemalerei. Aber auch viele moderne Künstler haben sich mit dem Hasen beschäftigt. Im Pekinger Kunstquartier 798 begegnet man ihm sozusagen in freier Szene-Wildbahn und überlebensgroß.

Jeff Koons und sein Rabbit

Diese Stahlskulptur hat Jeff Koons nach einem aufblasbaren Kunststoffhäschen gearbeitet. Sie gehört zu den Ikonen der Postmoderne. Der US-amerikanische Künstler schuf sie 1986 innerhalb der Serie "Statuary", die banale Alltagsgegenstände als Vorlage benutzte. 2007 blähte er das Motiv zu einem überdimensionalen Helium-Ballon auf, der publikumswirksam durch die Straßen New Yorks gezogen wurde.

Florentijn Hofman: Weißer Riesenhase

Und noch ein gigantisch vergrößerter Hase. Hofmann postiert seine Riesentiere in der ganzen Welt. Diesen Hasen ließ er 2014 im Kreis Taoyuan auf Taiwan sonnenbaden. Der niederländische Künstler versteht seine nach banalen Massenprodukten gestalteten Skulpturen nicht als Tiere, sondern als "Abstraktionen von Spielzeugen". Der fruchtbare Hase - am Ende ein Symbol für billige Reproduzierbarkeit.

Keine Kunst, aber Zeichen von Solidarität

Nicht nur Künstler fühlen sich von diesem riesengroßen Hasen inspiriert. Die Bewohner einer Siedlung im englischen Southborne wollten die öden Fassade ihres Wohnhauses aufpeppen: mit diesem aufblasbaren Osterhasen. Nicht nur die Spaziergänger erfreut er: Der goldglänzende Hase ist auch ein Zeichen der Solidarität - mit den Mitarbeitern des NHS-Gesundheitssystems in Großbritannien.

 

Autorinen: Sabine Peschel, Suzanne Cords

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