Der 1943 in New York geborene Darsteller hat in seiner Karriere so viele meisterliche Auftritte vor den Kameras abgeliefert, so viele Lobeshymnen eingeheimst und so viele Preise gewonnen, dass man um De Niro bei einer Auflistung der besten Kinodarsteller aus Amerika keinesfalls herumkommen würde.
Es sind vor allem die acht Filme, die Robert De Niro (bisher) für den Regisseur Martin Scorsese drehte, die ihn unsterblich machen: "Hexenkessel" und "Taxi Driver", "Wie ein wilder Stier", "Good Fellas" und "Casino", um nur ein paar zu nennen. In ihnen zeigte De Niro schon früh, was er drauf hatte. Blitzschnell konnte er zwischen Sensibilität und Gewaltbereitschaft wechseln. und auf seinem Gesicht spiegelten sich ganze Seelenlandschaften wider.
Auf De Niro traf tatsächlich zu, was man gemeinhin bei Schauspielern mit Charisma und Können rühmt: Er konnte mit dem Ziehen einer Augenbraue, mit dem leichten Anheben seines Mundwinkels oder dem Faltenwurf der Stirn ungemein viel bewirken. Das war zu Beginn der Karriere so, in der De Niro vor allem als brutaler und gewalttätiger Charakter in Gangster- und Mafiafilmen zu sehen war. Und das ist auch in der zweiten Karrierehälfte so, in der der Darsteller sich mit Erfolg auch in Komödien präsentiert.
De Niro überzeugte auch in Melodramen und Familienfilmen
Nicht alles gelang De Niro. Nach seinen großen Filmen mit Martin Scorsese oder unter der Regie von Meistern wie Michael Cimino, Bernardo Bertolucci oder Sergio Leone gab es ein paar Jahre und ein Dutzend Filme, in denen sich der große Mime ein wenig auf seinen Meriten auszuruhen schien. Ein wenig manieriert und zu routiniert erschien da manchmal sein Mienenspiel. Doch immer wieder verstand es De Niro, zwischendurch auch im leichteren Fach zu überzeugen.
Das kam auch an den Kinokassen an. Die Erfolgskomödie "Meine Braut, ihr Vater und ich" und ihre Fortsetzungen spülten zig Millionen Dollar in die Kinokassen. Schon zuvor hatte De Niro in Werken wie "Midnight Run" oder "Reine Nervensache" überzeugen können. Auch in manchen Nebenrollen begeisterte der Charakterdarsteller, der einst beim Theater begonnen hatte - hier sei nur sein Auftritt in Quentin Tarantinos "Jackie Brown" erwähnt.
Ein New Yorker durch und durch...
Ausgezeichnet wurde der Amerikaner natürlich auch, zwei Oscars, einer als bester Nebendarsteller in "Der Pate II" und einer für seine fulminante Boxerrolle in "Wie ein Wilder Stier" waren die Krönung, mehrfach war er darüberhinaus für die kleine goldene Hollywood-Statuette nominiert. Dabei ist die amerikanische Westküste nicht einmal Robert De Niros bevorzugte Spielwiese. De Niro ist New Yorker durch und durch, dort wuchs er auf, von dort stammt auch sein Lieblingsregisseur Martin Scorsese, und in New York spielten viele seiner besten Filme.
Und in der US-Ostküsten-Metropole etablierte Robert De Niro, der als medienscheu gilt und mit Interviews recht sparsam umgeht, im Jahre 2002 mit der Produzentin Jane Rosenthal auch das Tribeca Film Festival, das sich zu einem der besten und erfolgreichen in den USA entwickelte. In New York ist De Niros geistige Heimat, und so verwundert es auch nicht, dass der Schauspieler für die "eine" Seite der Vereinigten Staaten von Amerika steht, nämlich der Europa zugeneigten. Immer wieder engagiert sich der Schauspieler für die Demokraten, den aktuellen US-Präsidenten hat er als "unverhohlen dumm" und "Dreckskerl" bezeichnet. Erst jüngst attackierte er Donald Trump bei der Verleihung der Tony Awards erneut mit rüden Worten - und erhielt dafür Standing Ovations.
Ein neunter Scorsesefilm: "The Irishman"
Das schönste Geschenk, dass er seinen Fans weltweit machen wird, dürfte der Film "The Irishman" sein, die nach vielen Jahren erste Zusammenarbeit mit Martin Scorsese. "The Irishman" ist, wie könnte es anders sein, ein Mafia-Film und zeigt Robert De Niro einmal mehr als Killer. Ein Film, der seine Story vor allem in Rückblenden erzählt. Es könnte auch eine Art Rückblick auf eine grandiose Karriere sein.
Autor Jochen Kürten
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