Römische Erfindungen, die unser Leben bis heute prägen

16 Apr

Die Blütezeit des Alten Roms liegt 2000 Jahre zurück. Doch überall in Europa, Nordafrika und Vorderasien finden sich noch heute Überreste des größten und mächtigsten Reichs der Antike. 

 

Mancherorts ragen Aquädukte so hoch wie moderne Mehrfamilienhäuser aus der Landschaft hervor, andernorts stehen noch Säulen einer antiken Badeanstalt. Es sind Strukturen, die an die Schaffenskraft der antiken Hochkultur erinnern.

Das Landesmuseum Mainz widmet dem römischen Erfindergeist jetzt eine neue Ausstellung: "High Tech Römer". Sie ist eine Hommage an Techniken, Geräte und Alltagsphänomene, die auf überragende Entwicklungen aus der Römerzeit zurückgehen. Zu entdecken gibt es, wie die Römer revolutionäre Sanitäranlagen gebaut, Beton, der 2000 Jahre wind- und wetterfest geblieben ist, gemischt und die erste Fußbodenheizung der Geschichte entwickelt haben. Besucherinnen und Besucher können die Erfindungen der römischen Antike selbst erleben: Wasser aufwärts fließen lassen oder eine Brücke bauen.

Bauten für die Ewigkeit

Die Ausstellung verdeutlicht: Die Römer waren erfinderisch und dieser Geist half ihnen dabei, ihr großes Reich aufzubauen. Am meisten spiegelt sich der Erfindergeist in der Römischen Architektur wider.

Werkzeuge, Gerätschaften und Materialien - die Baukunst der Römer war nach dem Untergang des Römischen Reiches lange in Vergessenheit geraten. Mit dem Opus caementitium (daraus leitet sich das moderne Wort "Zement" ab) bauten die Römer die ersten hohen Wohnhäuser, Aquädukte und andere Gebäude. Der Beton war so fest, dass die Gebäude teilweise heute noch stehen. Eindrucksvolle Beispiele sind Kaiser Neros Domus Aurea, das Römische Kolosseum oder das im Zentrum von Rom stehende Pantheon mit seiner gewaltigen Betonkuppel.

Erst im 19. Jahrhundert wurde die Betonbautechnik wiederentdeckt. Doch moderner Beton hat gerade einmal eine Haltbarkeit von 50 Jahren, bevor er anfängt porös und rissig zu werden. Forscher haben herausgefunden, dass die geheime Zutat, die dem Beton der Römer seine außerordentliche Festigkeit verlieh, Vulkanaschen waren. 

Doch der haltbare Beton war nicht die einzige Errungenschaft der Römer. Auch wenn die Römer bei vielen ihrer Bauwerke noch auf menschliche Muskelkraft, zumeist von Sklaven, zurückgriffen, benutzten sie auch ausgeklügelte mechanische Lastkräne und Greifzangen zum Bauen. In der Ausstellung im Landesmuseum Mainz kann man sich die Funktionsweise eines solchen hölzernen Kranes genauer anschauen. 

Bauen für Komfort

Als Kaiser Neros 80 Hektar große Domus Aurea nach vier Jahren Bauzeit fertig war, soll er gesagt haben: "Jetzt fange ich doch endlich an, wie ein Mensch zu wohnen." Ob Nero jemals in dem gewaltigen Stadtpalast gewohnt hat, ist jedoch umstritten.

Eines lässt sich heute aber mit Sicherheit sagen: Komfort spielte eine wichtige Rolle für römische Bauherren. Die ersten Fußbodenheizungen gehen auf die Römer zurück. Anders als moderne elektrische Fußbodenheizungen funktionierten antike Heizungen durch erhitzte Luft in einem gemauerten System von Röhren, das unter den Steinplatten des Fußbodens lag.

Alle Netzwerke führen nach Rom

 

Aquädukte, Straßen und Städtebau - die Römer waren Meister ausgeklügelter Netzwerke. Alles was sie schufen lag einem System zu Grunde. Schnurgerade Straßennetze verbanden jeden abgelegenen Winkel des Imperiums mit der Hauptstadt Rom. Viele moderne Straßen orientieren sich an ihrem Verlauf. 

Städte selbst wurden wie am Reißbrett geplant - mit rechtwinklig verlaufenden Straßen und Häuserfronten - im Mittelpunkt das "Forum", ein rechteckiger Platz an dem die großen öffentlichen Gebäude, wie das Gericht und die Verwaltung, Tempel und Theater standen. Beispiel dafür ist das "Forum Romanum" im Zentrum Roms - daran orientierten sich viele andere Städte des Reiches.

Ausgeklügeltes Abwassersystem

Eines der wichtigsten Netzwerke aus der Römerzeit war die Kanalisation unter den Städten. In Rom diente die "Cloaca Maxima" ursprünglich dazu, das sumpfige Land um die sieben Hügel der Stadt trocken zu legen, aber schnell wurde den Römern die vielfältige Verwendbarkeit eines unterirdischen Abwassersystems bewusst. 

Im ersten Jahrhundert n. Chr. waren alle elf römischen Aquädukte an die Kanalisation angeschlossen und die Abwasserkanäle dienten später dazu, Latrinen zu entleeren und Regenwasser abzuleiten. Von Mailand über Paris bis nach London - das System wurde schnell zum Standard für römische Städte. Die Cloaca Maxima in Rom wird sogar teilweise heute noch benutzt.

Sauberkeit war höchste Priorität

Überhaupt spielten Sauberkeit und Hygiene eine wichtige Rolle in der römischen Gesellschaft. Deshalb gab es Badehäuser und Thermen, die für alle zugänglich waren. Sie waren sozialer Treffpunkt für die Römer und die ersten Wellness-Oasen. Ursprünglich waren sie für Haushalte gedacht, die nicht über eigene Sanitäranlagen verfügten. Aber weil sie so populär waren, kamen nicht selten auch römische Kaiser vorbei, um sich volksnah zu zeigen.

Die Ausstellung "High Tech Römer" will all diese Errungenschaften der Römer spielerisch erlebbar machen. Dass sie in Mainz stattfindet, ist kein Zufall: Die Römer gründeten die Stadt als Legionslager "Mogontiacum" vor 2000 Jahren. Sie entwickelte sich zum militärischen und zivilen Zentrum der Region. In der Ausstellung, die noch bis zum 15. Januar 2023 läuft, werden ebenfalls Fundstücke aus dieser Zeit gezeigt.

 

Autor Kevin Tschierse    

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