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Schweigen, Schauer, Schuld

Hinter der Fassade des österreichischen Städtchens Dunkelblum verbirgt sich die Geschichte eines furchtbaren Verbrechens. Sie verbindet die älteren Dunkelblumer seit Jahrzehnten – genauso wie ihr ritualisiertes Schweigen über Tat und Täter. 1989 aber, während sich hinter der nahe gelegenen Grenze zu Ungarn bereits die DDR-Flüchtlinge stauen, geraten die Dinge in Bewegung und die kollektiven Verstummungsrituale unter Druck: Ein rätselhafter Besucher taucht auf, eine Frau verschwindet, am Stadtrand wird ein Skelett ausgegraben. In ihrem neuen schaurig-komischen Roman entwirft Eva Menasse ein großes Geschichtspanorama am Beispiel einer kleinen Stadt und erzählt vom Umgang der Bewohner mit einer historischen Schuld. Eine Frage, die Salon-Moderator Joachim Otte sicher stellen wird: Steht Dunkelblum für Österreich? Immerhin hat Eva Menasse, Langzeitwahlberlinerin, ihr Heimatland und dessen „Bevölkerung, die ab dem Mai ’45 von nichts gewusst, keinen einzigen Nazi unter sich gehabt haben und weinerlich das erste Opfer gewesen sein wollte“ (Menasse, 2011), oft für die österreichischen Schweige- und Verdrängungsrituale kritisiert. Andererseits hat sie ihre Erzählstrukturen seit ihrem Debüt „Vienna“ immer komplexer und raffinierter werden lassen. Menasses Bücher haben nie nur ein Thema und sind von verwobener Vielstimmigkeit – „Dunkelblum“ zeigt das auf spektakuläre Weise.

WO WO

Königsworther Platz 1, 30167 Hannover, Deutschland

WANN WANN

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Quelle: reservix.de

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