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Eingesperrt - Stimmen aus dem Kopfgefängnis
Unser Projekt "EINGESPERRT" widmet sich zum einen Teil dem Schicksal eines gesellschaftlichen Außenseiters: Der deutsche Künstler Julius Klingebiel (1904-1965) war ein „Anderer“, ein als krank Ausgegrenzter. Er litt an paranoider Schizophrenie und wurde deshalb ab 1939 in mehrere Nervenkliniken eingewiesen, später war er Patient im Landeskrankenhaus Göttingen. Klingebiel galt als unheilbar, wurde nach dem NS- Erbgesundheitsgesetz zwangssterilisiert, überlebte aber sogar die NS-Tötungsaktionen. Ab 1951 bemalte er alle Wände seiner Zelle im Verwahrungshaus Göttingen. Die „Klingebiel-Zelle“ gilt heute als solitäres Werk der Art Brut.
Zwei asiatische Kompositionen der Gegenwart, deren Ausgangspunkte schon geographisch nicht weiter auseinander liegen könnten, verbinden sich im Programm EINGESPERRT (nicht zuletzt dank der gegenseitigen Kontextualisierung mit Clemens Gadenstätters Klingebiel-Werk) zu einem ebenso vielschichtigen wie sinnlichen musikphilosophischen Diskurs über die persönliche Freiheit.
Dass diese Freiheit - wie im Falle der Uraufführung eines Auftragswerks von Ye Shen (*1977) aus Shanghai, vertonten chinesischen Dichters Hai-zi (1964-1989) zwar zu reichem Kunstschaffen, aber auch in den Suizid geführt hat, bezeichnet die psychologische Komplexität dieser Thematik.
Den nach außen gewendeten und von außen instrumentalisierten Blick thematisiert die taiwanesisch-amerikanische Komponisten Yu-hui Chang (*1970) in ihrer Auftragskomposition für Stimmen und Instrumente, über die Rolle der Künstlichen Intelligenz und Facial Recognition (Gesichtserkennung) und ihrer Wirkung auf das Individuum: das eigene Gesicht als Maske und als Gefängnis.
Dieses Projekt wird gefördert durch die Stiftung Niedersachsen, die Ernst von Siemens Musikstiftung, die Karin Brass Stiftung sowie das Konfuzius Institut der Universität Heidelberg.
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