WHAT
"These Girls" - Juliane Streich & Julia Neupert
In den 70er Jahren entstand die feministische Literaturwissenschaft – und damit wurde an den Unis (zumindest ansatzweise) auch ein anderer Blick auf die Literaturgeschichte möglich. Vergessene Schriftstellerinnen konnten entdeckt, neue und alte Vorbilder weiblichen Schreibens ins Rampenlicht gerückt werden. Für Jazz und Pop steht ein solcher Paradigmenwechsel – von einzelnen erfreulichen Bemühungen abgesehen – noch aus. Ist auch nicht nötig, mögen manche sagen, weil es doch immer weibliche Stars gab und Musik kein Geschlecht haben sollte. Stimmt. Und auch wieder nicht. Musikerinnen wurden ja oft auf bestimmte Weise vermarktet, als Performerinnen oder Sexsymbole. Das Genialische und Schöpferische blieb den Männern vorbehalten; das Business sowieso. Erst in den 1990ern wechselte die Perspektive langsam – etwa mit den Rrriot Grrrls oder Beyoncé als feministischer Superstar. Das von Juliane Streich herausgegebene Kompendium „These Girls“ richtet seinen Fokus auf die Vielfalt weiblicher Ausdrucksweisen im Pop und in verwandten Genres – eine „feministische Musikgeschichte“ in kurzen Porträts. Von der Chansonnière Edith Piaf bis zur australischen Indie-Band Camp Cope, von den 1940ern bis in die 2010er werden schwärmerische, symptomatische, unterhaltsame und erkenntnisfördernde Geschichten über Musikerinnen erzählt. Längst überfällig, ein solches Werk! Im Gespräch mit Julia Neupert, hochgeschätzte Musikredakteurin des SWR, stellt Juliane Streich ihre Anthologie bei EJ vor. „Women of the world take over or the world will come to an end“, heißt es in einem Song von Ivor Cutler. Genau!
Leave a comment