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Amirtha Kidambi´s Elder Ones

"In dieser Band zu spielen ist eine solche Befreiung für mich, und ich möchte, dass es nicht nur eine Befreiung für uns in der Band ist, sondern auch, dass die Leute, für die wir spielen, diese Art von Katharsis erleben. So, als ob eine Last von ihnen genommen würde“, hat die 1985 in Buffalo geborene Amirtha Kidambi einmal gesagt. „Wenn ich schreie, sollst du auch das Gefühl haben, dass ich für dich schreie.“ Schreien – das ist nur eines der vokalen Stilmittel, das Kidambi zur Verfügung steht. Ihre Stimme, klassisch ausgebildet, ist von einer kaum fasslichen Ausdrucksvielfalt; sie schwebt und kreischt, fließt dahin und bewegt sich im Zickzack durch komplizierte Melodielinien oder Raga-artige Gesänge, sie überschlägt sich und wird glockenklar, ist exaltiert und im nächsten Moment von zarter Zurückhaltung. Die Texte, die von dieser Stimme dargeboten, performt, gesungen, inszeniert oder herausgeschrien werden, handeln von der amerikanischen Gegenwart, die für viele Menschen noch immer eine von Gewalt und Rassismus ist; sie sprechen vom Erbe des Kolonialismus und dem Jetzt eines entfesselten Kapitalismus, aber sie können auch eine spirituelle Botschaft in sich tragen. So groß die stilistische Bandbreite, so weit der erzählerische Horizont. Elder Ones heißt das Band-Projekt, mit dem sie musikalisch und konzeptionell also die größte Freiheit erfährt – ihre vornehmlich auf dem Harmonium produzierten Drones werden von einer vom Free Jazz kommenden Rhythmusgruppe spannungsreich kontrastiert, und Matt Nelson am Sopransaxophon weckt Assoziationen zum Spiritual Jazz eines Pharao Sanders. Die anderen Einflüsse haben mit Kidambis Herkunft zu tun. Sie ist als Tochter südindischer Eltern mit karnatischen Rhythmen aufgewachsen und hat als Kind jeden Sonntag devotionale Bhajan-Musik gesungen, begleitet von Harmonium und Tambourin. Zu jener Zeit entdeckte sie auch Alice Coltrane und deren Beschäftigung mit indischer Musik. Alice und John Coltrane sind Säulenheilige in Kidambis musikalischem Kosmos, aber in ihrer Teenager-Zeit wurde sie mindestens ebenso geprägt von Punkmusik und Metal, Hiphop und R’n’B. Nimmt man dann noch die Chormusik und das klassische Musikstudium hinzu, die Liebe zum Jazz und vor allem Free Jazz, dann kann man sich ungefähr den Reichtum ihrer Arbeit vorstellen – den Kidambi nicht nur mit Elder Ones offen legt, sondern etwa auch bei Mary Halversons Code Girl, dem Vokal Quartett Lines of Light oder in Kollaborationen mit Avantgardisten wie William Parker und Tyshawn Sorey. Genug Gründe, sich auf Amirtha Kidambis Auftritt zu freuen.

WHERE WHERE

Bahnhofstraße 30, 67059 Ludwigshafen, Deutschland

WHEN WHEN

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Source: reservix.de

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